Wieso Furnieren?

Wir ziehen um. Demnächst. Die Veränderungen sind groß, wenn man umzieht. Auch unsere Küche wird davon betroffen werden. Die Schränke unserer Küche werden von Wangen eingerahmt. Da wir eine Echtholz-Arbeitsplatte bekommen, werden die Wangen entsprechend angepasst. Es stehen zwei Varianten zur Auswahl.

  1. Die Vollholzvariante.
    Alle Wangen werden wie die Arbeitsplatte aus Vollholz hergestellt.
    Vorteil: vergleichsweise einfach herzustellen
    Nachteil: preislich unangemessen teuer
  2. Die Furniervariante.
    Auf einen Kern aus MDF oder Spanplatte oder Multiplex wird Echtholz furniert.
    Vorteil: preislich deutlich (!) interessanter
    Nachteil: hoher Arbeitsaufwand

Rein äußerlich werden sich beide Varianten kaum unterscheiden. Nur bei genauer Betrachtung wird an den Kanten der zusätzlich aufgetragene Holzstreifen auffallen und auch nur, wenn bei der Herstellung nicht genau auf die Holzmaserung geachtet wurde und es zu einem farblichen Versatz kommt.

Also wird es die Furniervariante. Furniere gibt es in unterschiedlichen Stärken. Handelsüblich sind die Stärken 0,5mm, 1mm, 1,4mm und 2mm. Letztere sind auch mit Geduld und einer guten Bandsäge selber herstellbar. Je dünner die Stärke des Furniers ist, desto schwieriger wird die Aufbringung auf das Trägermaterial und Furnierpressen kommen zum Einsatz – natürlich nur in der Industrie.

Meine Herangehensweise geht nicht von den handelsüblichen Furnierstärken aus, sondern vom Zieldesign. Die Küchenwange wird eine Gesamtstärke von 25mm haben. Als Trägermaterial werde ich MDF verwenden. Um mein Ziel von 25mm zu erreichen, kann ich auf handelsübliche MDF-Stärken von 19mm oder 22mm zurückgreifen. Bei 22mm MDF bleiben mir je 1,5mm Furnier pro Seite – viel zu schwer herzustellen.

Anders sieht es bei 19mm MDF aus. Hier bleiben mir je 3mm Furnier pro Seite, um auf eine Gesamtstärke von 25mm zu kommen. Die Wahl ist getroffen, also frisch ans Werk.

Das Ganze beginnt – man mag es kaum glauben – mit Holz. Und zwar einer unbesäumten Holzbohle amerikanischen Nußbaum. Der erste Arbeitsschritt ist das Besäumen (rechtwinkeliges Absägen der Baumrinde).

Die Holzbohle war für meine Zwecke etwas zu breit und zu lang. Daher musste sie noch ein wenig konfektioniert werden. Anschließend ging es ans Hobeln und Abrichten. Bei diesem Vorgang wird aus dem leicht gekrümmten Holz eine sehr gerades, rechtwinkeliges, dickes Brett. In meinem Beispiel ca 600mm x 160mm x 30mm.

Sägen!

Jetzt kommt der spannende Teil: das Sägen des Furniers. Einen so dünnen Schnitt bekommt man unfallfrei nur mit der Bandsäge hin. Gesagt, getan. Der Parallelanschlag wird mit einem Abstand von 3mm zum Sägeblatt ausgerichtet und das Holzbrett längs daran vorbeigeführt.

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UM EIN GLEICHMÄSSIGES SCHNITTERGEBNIS ZU ERZIELEN, IST ES WICHTIG, WÄHREND DES SÄGEVORGANGS EINEN KONSTANTEN ANPRESSDRUCK IN RICHTUNG PARALLELANSCHLAG AUSZUÜBEN. VERWENDE DAFÜR EINEN KLEINEN HOLZKLOTZ, DEN DU SCHIEBEND/DRÜCKEND IN HÖHE DES SÄGEBLATTES FÜHRST

Um ein gleichmäßiges Schnittergebnis zu erzielen, ist es wichtig, während des Sägevorgangs einen konstanten Anpressdruck in Richtung Parallelanschlag auszuüben. Verwende dafür einen kleinen Holzklotz, den du schiebend/drückend in Höhe des Sägeblattes führst.

Furnieren!

Nachdem das Starkfunier gesägt ist, wird es auf eine Trägerplatte aufgebracht. Als Testobjekt dient ein ausgemustertes Brett aus Kiefernholz. Auf die gesamte Fläche wird Holzleim aufgetragen und das Furnier aufgelegt und stoßfrei angesetzt. Hier zeigt sich, wie gut beim Abrichten der Holzbohle gearbeitet wurde. Nur bei genauem Abrichten entsteht eine lückenlose Kante.

Ist der Leim getrocknet, wird das überstehende Furnier mit einem Bündigfräser an die Trägerform angeglichen.

Bügeln, Baby!

Die Kante bekommt eine besondere Behandlung. Ein Streifen Furnier wird auf die Kante aufgeleimt. Bei der Größe des Streifens ist darauf zu achten, dass er ein wenig über beide Seiten des Werkstücks übersteht.

Theoretisch kann man das Kantenfurnier mit einer Leiste beschweren, mit Zwingen auf das Werkstück pressen und warten oder das Ganze beschleunigen.

Die Bügeleisenmethode

Leim bindet, wenn im Laufe der Zeit der Wasseranteil verdunstet. Diesen Vorgang kann man mit einem Bügeleisen beschleunigen. Ein Bügeleisen wird auf mittlerer Einstellung gestellt und das Furnier aufgebügelt. Dabei bleibt das Bügeleisen länger auf einer Stelle, als man es bei Kleidung machen würde. Das Holz erhitzt sich und der Leim trocknet schneller. Diese Methode funktioniert auch bei 3mm starkem Furnier wunderprächtig – sogar so wunderprächtig, dass ich nach knapp 6-7 Minuten Bügelzeit direkt weiterarbeiten und die überstehenden Kanten mit dem Bündigfräser entfernen kann.

Abschließend wird das Holz geschliffen und geölt. Ich habe mit 120er und 180er Schleifpapier eine sehr feine Oberfläche geschliffen. Da dies nur ein Demostück war, um das Ganze zu testen, habe ich nur eine Schicht Holzöl aufgetragen.

Nussbaum-Holz geölt vs. ungeölt
Nussbaum-Holz geölt vs. ungeölt